Riedebecker Kirche hat wertvollen Fußboden

21.01.2006

Die Kirche von Riedebeck (Gemeinde Heideblick, Dahme-Spreewald) beherbergt einen Schatz. Es ist aber kein Gold, sondern regelmäßig mit Füßen getretener Backstein, der die Aufmerksamkeit der Denkmalschützer auf sich zog.

 

Die Kirche von Riedebeck wird auch als Konzertstätte genutzt und ist dann gut besucht. Doch der Fußboden leidet darunter. Denkmalschützer überlegen, wie sie ihn schützen können.

 

Darüber und über weitere Entdeckungen in Kirchen der Niederlausitz sprach Markus Agthe von der Cottbuser Außenstelle des Landesamtes für Denkmalpflege während seines Dia-Vortrages in der Langengrassauer Pfarrscheune. Rund 15 Gäste waren der Einladung gefolgt.


Fachmann für den Untergrund
Der Archäologe und Bodendenkmalpfleger Agthe (45) ist immer dort zur Stelle, «wo in Kirchen Fußbodenplatten aufgenommen werden» und der Untergrund untersucht werden soll, stellte Gastgeberin Annegret Gehrmann, Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz, den Referenten des Abends vor.


Bereits seit Ende der 80er-Jahre seien Kirchen und deren Fußböden, die «Archäologie in und an Kirchen» sein «Hobby und Forschungsgegenstand» zugleich, erklärte der 45-jährige Fachmann gegenüber der RUNDSCHAU. Schon in den 70er-Jahren hätten vereinzelt Kollegen Untersuchungen an Kirchen angestellt – meist dort, wo die Gotteshäuser den nahenden Tagebauen geopfert werden mussten. «Ich habe den Staffelstab übernommen» , sagte Markus Agthe.

 

Der Fußboden der Feldsteinkirche in Riedebeck sei ein «spektakuläres Beispiel» für die Arbeit der Archäologen, so der Denkmalpfleger. «Dort sind wir 2002/2003 auf Backsteine mit Stempeldekor aufmerksam geworden.» Es sei bis heute unklar, ob es originale Fußbodensteine sind oder ob sie ursprünglich eine andere Funktion hatten und «zweitverwertet wurden» , so Markus Agthe.

 

Es gebe bis heute nichts Vergleichbares in Deutschland oder im europäischen Ausland. «Der Kirchenkreis hat einen richtigen Schatz» , sagte der Denkmalschützer, «und muss nun sehen, dass er geschützt wird.» Denn je öfter Menschen darüber liefen, desto schneller bestehe die Gefahr, dass die äußerst seltenen Steine «zerbröseln» , erklärte Agthe.

 

Eigentlich handele es sich um eine «Wiederentdeckung» der dekorierten Backsteine. Denn die Riedebecker Kirche sei bereits Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre vom damaligen Institut für Denkmalpflege der DDR saniert worden.

 

«Dabei wurde auch der Boden abgesenkt und der frühgotische Fußboden kam zutage.» Offensichtlich seien die Backsteine mit dem Stempeldekor damals jedoch nicht beachtet worden, so der Fachmann.

Verdrehter Kirchenbau
Kirchenfußböden verrieten oft mehr über die Geschichte der Gotteshäuser als Schriftstücke aus der Vergangenheit. Ein Beispiel sei die Schinkelkirche in Straupitz (1828 bis 1832 erbaut). Sie sei im Gegensatz zu den meisten anderen Gotteshäusern nicht in Ost-West-Ausrichtung errichtet, sondern «etwas verdreht» dem Straßenverlauf angepasst worden.

 

«Der Vorgängerbau stand aber auf jeden Fall in Ost-West-Richtung» , sagte Markus Agthe. Das belegten alte Gruften, die exakt an der Himmelsrichtung ausgerichtet worden waren.


Selbst wenn zunächst kein Vorgängerbau direkt nachgewiesen werden kann, brächten Ausgrabungen oft Hinweise darauf, erläuterte der Denkmalpfleger – zum Beispiel dann, wenn unter den Fundamenten Skelette gefunden würden.

 

«Das bedeutet natürlich nicht, dass die Toten darunter geschoben wurden» , so Markus Agthe, «vielmehr wurden die Kirchen auf Friedhöfen errichtet.»

 

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