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„Scientology ist Angriff auf unseren Glauben“

01.12.2007

Thomas Gandow sagt seit 30 Jahren unbequeme Sachen und wird schon mal als Hexenjäger bezeichnet. Der Pfarrer klärt auf, entlarvt, benennt zumindest seine Sicht der Dinge.

 

Jetzt war der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) in Langengrassau zu Gast.


Rappelvoll war es in der Pfarrscheune. Zusätzliche Stühle mussten gestellt werden. Pfarrer und Gastgeber Frank Gehrmann war begeistert: „Ein solches Interesse wünschte ich mir öfter.“ Die Besucher kamen aus verschiedenen Orten des Kirchenkreises Lübben.


Verwandte der Christen
Gandow, Jahrgang 1946, setzt sich als Einziger in der EKBO offiziell mit Sekten auseinander. Und die, erfuhr der Zuhörer in Langengrassau, sind eine Richtung innerhalb einer Religion und damit quasi Verwandte der christlichen Kirche. Allerdings würden Sekten die christliche Geschichte und die Ökumene ablehnen, sich auch nicht in der diakonischen Arbeit engagieren, so Gandow. Die Zeugen Jehovas seien eine Sekte, auch die Mormonen.

 

Die Scientologen dagegen nicht. „Das ist eine ganz raffinierte Truppe“, sagte Gandow. „Scientology ist ein totalitäres System, das nur sich selbst duldet. Scientologen wollen politischen Einfluss, gefährden die Religionsfreiheit, verstoßen gegen Strafgesetze und müssen deshalb verboten werden“, so der Beauftragte der EKBO.


„Scientology ist ein Angriff auf unseren Glauben.“ Gandow spricht von Mafia-Methoden, von Wirtschaftskriminalität und Gehirnwäsche. Ziel der Scientologen seien „total befreite Kunden. Die wollen das komplette Wissen der Leute löschen“, erklärte der Pfarrer.

 

Er erzählte von Psychotricks, von Lügendetektoren und der Masche, Menschen für Scientology zu gewinnen. Vor allem junge Leute würden in Berlin angesprochen. „Die verstehen das als Mutprobe, landen tatsächlich aber in Kursen“, sagte Thomas Gandow. „Die Scientologen suchen die Schwachstellen der Menschen und bieten dann ihrerseits Hilfe an.“ Bis zu 50 000 Euro würde das kosten. Wer nicht zahlen kann, könne seinen Beitrag als Mitarbeiter leisten.


Auch die Zeugen Jehovas würden sehr geschickt und strategisch vorgehen, wenn sie von Haus zu Haus ziehen, um Leute zu bekehren. „Sie sind super geschult und lernen ihre Texte komplett auswendig“, erzählte der 61-Jährige. „Die Zeugen Jehovas springen von einem Bibelvers zum nächsten, wie es gerade passt. Da muss man selbst als Theologe aufpassen.“ Das habe er schon erlebt.


Auseinandersetzung ist nötig
Sektenmitglieder sagten, sie hätten besondere Erkenntnisse, würden aus Gandows Sicht aber die Rolle Jesus vermindern. „Und doch“, so der Beauftragte, „müssen wir uns mit ihnen auseinandersetzen.

 

“ Der beste Schutz gegen Sekten seien eine gute Gemeinde für Glaubensfragen oder ein funktionierender Verein für das gesellige Leben. „Soziale Netze sind wichtig“, sagte auch Frank Gehrmann. Und Informationen wie die von Thomas Gandow.


Gandow verfügt inzwischen über einen reichhaltigen Erfahrungsschatz. Gefragt wurde er, ob er Angst hat, ins Visier von Sekten und anderen Heilsbringern zu geraten. „Klar“, gestand der Pfarrer, „die Gefahr besteht immer. Doch soll ich deshalb plötzlich erzählen, dass das Wasser rosa ist und bergauf fließt?“ Anfang des nächsten Jahres will er erneut nach Langengrassau kommen und seinen Vortrag über Sekten und Weltanschauungsfragen fortsetzen.

 

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