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Sanierung über Gehrener Dächern

21.07.2009

Der Turm der Gehrener Kirche wird zurzeit saniert. Bei den Arbeiten am Dach sind gleich mehrere Überraschungen ans Tageslicht gekommen. Einige davon kosten zusätzlich Geld. Die zunächst geplanten 50 000 Euro werden wohl nicht ausreichen.

 

Architekt Frank Reckow steht in rund 20 Metern Höhe auf dem insgesamt 30 Meter hohen Gerüst, das den Turm umgibt. Er zeigt auf das neue Gesims. „Es wurde dem Original nachempfungen“, erzählt der Bauleiter. Es ist eines von vielen Details, um die sich die Handwerker am Gehrener Kirchturm gerade kümmern, weitaus mehr, als ursprünglich geplant.

„Zunächst ging es darum, einen Schaden aus dem Jahr 2007 zu reparieren“, erzählt Reckow.

 

„Damals war ein Blitz in die Turmspitze eingeschlagen. Über die Hauptstromverteilung suchte er sich seinen Weg durch den Turm“, so der Architekt. Dabei sei unter anderem auch die Treppe beschädigt worden. Es habe seine Zeit gedauert, bis die Versicherung die Regulierung des Schadens zusicherte.

 

Das unfreiwillige Warten „war nicht gut für die Kirche“, schätzt der Fachmann ein. Nach Absprache mit der Kirchengemeinde sollte zwar nur repariert werden, aber so, dass langfristig die schadhafte Stelle nicht noch einmal angefasst werden muss.

 

Doch mit jedem Schritt seien „immer neue Sachen“ festgestellt worden, erzählt Frank Reckow. „Die Sparren waren zersetzt. Dabei waren sie erst in den 1980er-Jahren eingebaut worden.“ Das Gesims von der Turmhaube sei in einem derart schlechten Zustand gewesen, dass Wasser habe ein-, aber nicht mehr austreten können.

 

„Viele der Holzteile waren beschädigt und nicht mehr tragfähig“, so der Bauleiter. Sogar der Kaiserstil, der mittlere Pfosten, auf dem das Kreuz steht, sei von Insekten und Pilzen regelrecht zerfressen worden. „Dessen Tragfähigkeit betrug nicht mal mehr die Hälfte“, erläutert Frank Reckow. 


„Allein das Kreuz aber wiegt rund 150 Kilogramm.“ Nun werde auch dieses sechs Meter lange und 450 Kilogramm schwere Stück Holz mit einem Durchmesser von 28 Zentimetern ausgetauscht – einschließlich der anliegenden Sparren.

 

„Der Kaiserstil soll künftig nicht mehr aus Nadelholz, sondern aus Rubinie bestehen“, so der Architekt. Diese Holzart sei beständiger. Für den komplizierten Einbau würden wahrscheinlich zwei Kräne gleichzeitig benötigt.

 

Wie hoch die Kostenschraube sich dreht, kann Frank Reckow momentan nur grob schätzen. „Ich war im guten Glauben, den Kirchturm für 50 000 Euro reparieren zu können“, sagt er.

 

„Wahrscheinlich werden aber die Ausgaben um 30 Prozent steigen.“ Dann kämen Rechnungen im Wert von 65 000 Euro zusammen – Geld, das die Kirche aufbringen muss. „Ich verhandele mit den Firmen“, erklärt der Bauleiter und hofft auf Preisnachlässe.  Doch selbst die Rüstarbeiten würden teurer, weil sie aufwendiger seien.

 

Nun müssten andere Wünsche der Kirchengemeinde erst einmal in den Hintergrund rücken. „Eigentlich sollte dass gusseiserne Kreuz vergoldet werden“, erklärt der Architekt. Auch die Schall-Luken seien ein Sanierungsfall. „Aber das sind gerade Luxusprobleme.“

 

Eine angenehme Überraschung hat die Gehrener Kirche dann aber doch noch preisgegeben. „Bei den Arbeiten wurde im Kranz, dem unteren Abschluss des Kreuzes, eine mit einem Korken verschlossene Flasche mit einer Botschaft gefunden“, erzählt Frank Reckow. „Wahrscheinlich stammt sie aus dem Jahr 1824.“

 

Damals sei die Kirche nach einem Brand neu aufgebaut worden. Er habe die Flasche nicht geöffnet. „Sie liegt bei mir im Büro im Schreibtisch in einer Pappschachtel“, so der Bauleiter. Er will es den Denkmalschützern überlassen, den Inhalt zu untersuchen.

 

Bild zur Meldung: Sanierung über Gehrener Dächern