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Kirche Bornsdorf

Kirche in BornsdorfDer spätgotische Saalbau aus grob gefügtem Feldsteinmauerwerk entstand im 15. Jahrhundert, nachdem der Vorgängerbau vermutlich während der Heerzüge der Hussiten durch die Niederlausitz um 1429/31 zerstört worden war. Von diesem ersten Feldsteinbau aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts ist nur noch die Westwand mit den Ansätzen der seitlichen Schiffsmauern erhalten. (Ruine auf dem Friedhof Bornsdorf, nördlich der B 96). Um 1700 erfolgte ein umfassender Umbau der Kirche mit Zufügung des dreiseitigen Chorschlusses.

 

Um 1730 wurde der Innenraum im Sinne des Barock umgestaltet, und um 1750 baute man die Nord- und Südloge mit darunterliegenden Grüften an. Der ursprünglich vorhandene Kirchturm stürzte im Dezember 1833 durch einen Sturm ein, wobei auch eine Glocke beschädigt wurde. Daraufhin wurde 1836 lediglich der Turmstumpf wiedererrichtet – die Glocken hängen nun im separaten Glockenstuhl neben der Kirche.

 

Der Kircheninnenraum ist weitgehend in seiner barocken Erscheinung aus der Umgestaltungsphase um 1730 erhalten. Fast alle Fassungen wurden seither nicht überarbeitet und sind somit noch im Originalzustand vorhanden. Im Jahr 2006 begann die schrittweise Sanierung des Innenraums mit dem Ziel der Wiederherstellung der barocken Gestaltung.

 

Der mehrgeschossige Sandstein-Altar stammt aus dem 17. Jahrhundert und zeigt deutliche Renaissance-Formen mit Anklängen des Frühbarock Seine Entstehung dürfte damit in die Zeit derer von Wolffersdorf fallen, die von 1489-1709 das Patronat über Bornsdorf innehatten. Demzufolge könnte es sich bei den beiden lebensgroßen Sandsteinskulpturen um Stifterfiguren eines Herrn v. Wolfersdorff und dessen Frau handeln. In einer Tracht des frühen 17. Jahrhunderts knien sie seitlich vor dem Altar.


1728 ging Bornsdorf an den neuen Patronatsherrn Caspar Sigmund v. Langen über, der mit Anna Eleonore v. Stutterheim verheiratet war und wohl relativ bald mit der barocken Umgestaltung des Kirchenraums begann. Entsprechend verewigte sich das Stifterpaar an zahlreichen Stellen der Ausstattung durch seine Wappen sowie die Bildnisse an den Chorwänden hinter dem Altar. In dieser barocken Erneuerungsphase wurde der Altar um die Strahlengloriole und hölzerne Freifiguren erweitert und farbig überarbeitet bzw. neu gefasst, dokumentiert durch den Schriftzug „Anno 1730“. Das Bildprogramm des Aufsatzes zeigt zwischen den Wappen der von Langenschen Vorfahren eine gemalte Abendmahlsszene, die flankiert ist von den Reliefs der Verkündigung und Geburt Christi. Im Hauptfeld befindet sich eine gemalte Kreuzigungsszene (der Corpus am Kreuz fehlt), darüber die Reliefs der Grablegung und seitlich in den säulengerahmten Nischen eine Gethsemaneszene und die Kreuztragung. Ganz oben in der sog. „Rollwerkkartusche“ das Jüngste Gericht, seitlich davon die Figuren von „Glaube“ (Fides) und „Liebe“ (Caritas). Die hölzerne Strahlengloriole mit dem Trinitätssymbol dürfte eine barocke Zutat sein. Im Jahr 2013 gelang die aufwendige Restaurierung des Altaraufsatzes.

 

Die Kanzel stammt aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts und zeigt im Korb die vier Evangelisten. Der Kanzeldeckel war ursprünglich von einem hölzernen Pelikan bekrönt, welcher leider verloren ist. An den Kanzelaufgang mit Szenen aus den Prophetenbüchern des Alten Testaments schließt sich ein evangelischer Beichtstuhl an. Deutlich erkennbar ist er am reich verzierten Schiebefenster und den beiden Gemälden, die sich auf Sündenvergebung beziehen: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn und Nathans Strafrede gegenüber König David, welcher daraufhin seine Sünde bekennt (Tod des Uria) und Vergebung empfängt.

 

Die Sandsteintaufe entstand vermutlich gleichzeitig mit dem Altaraufsatz und in derselben Werkstatt. Sie wurde wohl 1730 überarbeitet und neu datiert. Das aufwendig bemalte Kastengestühl im Schiff könnte aus der barocken Erneuerungsphase stammen, während das Gestühl vor der südlichen Patronatsloge bereits  Mitte des 17. Jahrhunderts gefertigt wurde, aber erst um 1730 die gemalten Apostelpaare in den Brüstungsfeldern erhielt.

 

Unter der flachen Putzdecke stehen kurze zweigeschossige Emporen, während die Orgelempore ins Schiff vorschwingt und an den Brüstungen gemalte Spruchkartuschen und musizierende Engel zeigt. Diese Empore wurde für die Orgel von F. H. Lütkemüller aus Wittstock (1877) nach vorn gezogen und damit verbreitert.

 

Gegenüber dem Südeingang hängt eine heute seltene Totenkronentafel für die 1744 verstorbene zehnjährige Tochter des damaligen Pfarrers. Die Tafel steht in der Tradition des jahrhundertealten Brauchs, das Begräbnis ledig Verstorbener als „Hochzeit mit Christus“ zu verstehen und ihnen die zu Lebzeiten entbehrte Brautkrone mitzugeben. Diese wurde anschließend auf der hier leider verlorengegangenen Konsole des Brettes in der Kirche präsentiert.

(Annegret Gehrmann 2013)

 

Quellen:

  • Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken u. a.; Deutscher Kunstverlag 2000
  • Jung/ Spatz: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg, Berlin 1917, Band 5, Teil 1: Kreis Luckau
  • Akten der Kirchgemeinde

 

Bilder und Texte zu Sanierungen und Restaurierungen in der Kirche Bornsdorf seit 2006 finden Sie hier.

 

Erinnerungen an Konzerte in Bornsdorf finden Sie hier.

 

Hier gelangen Sie zu den Fotos der Kirche Bornsdorf.