Schriftgröße:  normal  |   groß  |   größer
Brandenburg vernetzt
Als Favorit hinzufügen   Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Vorschau Reformationstag 2015

LR 30.10.15

           

Mit Luther unterwegs in Luckau

Historische Szenen lassen zum Feiertag die Zeit der Reformation lebendig werden

Als sein Leben sich dem Ende neigt, wird der Reformator Martin Luther in die Lausitz eingeladen. Mit Weggefährten blickt er zurück. Wie die Bilanz ausfällt, ist am Sonnabend, dem Reformationstag, in Spielszenen in der Luckauer Altstadt zu erleben.

Kerstin und Volker Strauch als Katharina und Martin Luthr

Ein starkes Team: Luther und seine Frau Katharina, gespielt von Volker und Kerstin Strauch.

Foto be

 

 

Für ein Foto vorab schlüpft das Luckauer Pfarrerehepaar Kerstin und Volker Strauch in die Gewänder Martin Luthers und seiner Frau Katharina von Bora. Passanten bleiben neugierig stehen, lassen ebenfalls die Kameras klicken.

Die Menschen wieder für den Sinn des christlichen Feiertages zu interessieren, darum geht es den Pfarrern der Region und ihren Mit-Akteuren, wenn sie schon im fünften Jahr am Reformationstag zu Hobby-Schauspielern werden. Den Anstoß gab einst Katechetin Carola Graßmann, die es schade fand, dass viele Kinder beim 31. Oktober nur noch an Halloween denken. Mit dem Nachwuchs aus der Gemeinde führte die Katechetin 2010 das erste Luther-Spiel auf. "Erwachsene bekamen Lust aufs Mitmachen, und so hatte 2011 das Reformationsspiel in seiner heutigen Form Premiere", erinnert sich Kerstin Strauch. Inzwischen kommen Gäste aus dem ganzen Umland, um den Feiertag auf die besondere Art zu begehen.

Wobei das Begehen wörtlich zu nehmen ist. Nach dem Regionalgottesdienst in der Nikolaikirche werden Luckauer Straßen und Plätze zur Bühne für Luther und seine Weggefährten. In jedem Jahr steht dabei ein anderer Lebensabschnitt des Reformators im Mittelpunkt. "Diesmal zeigen wir ihn als alten Mann, der Rückschau hält und in zwei Spielszenen dabei auch an seinen Vordenker Jan Hus erinnert", erzählt Volker Strauch. Hus, der um 1369 im heutigen Tschechien geborene Prediger und Professor an der Prager Karls-Universität machte sich wie später auch Luther für Gottesdienste in der Sprache des Volkes stark und prangerte Übermacht und Gier in der katholischen Kirche an. Vor 600 Jahren starb er auf dem Scheiterhaufen.

Bürgermeister als Kneipenwirt

Die Zuschauer werden Hus beispielsweise als Wanderprediger durch die böhmischen Wälder ziehen sehen. In Luckau liegt Böhmen auf dem Grünstreifen zwischen Schulstraße und Hauptstraße. Wenn später an Kneipentischen auf dem Markt Professoren und Studenten über die neue Lehre streiten, gibt Luckaus Bürgermeister Gerald Lehmann den Wirt. Jan Hus wird gespielt von Thomas Worms, Mitglied im Gemeindekirchenrat und in der Theaterloge, der für die Szenen auch die Texte schreibt. Das Grobkonzept entwerfen die Pfarrer aus Luckau, Golßen und Heideblick zuvor gemeinsam, sagt Volker Strauch. Die Seelsorger übernehmen auch die Hauptrollen.. Golßens Pfarrer Martin Nikolitsch wird zum Luther-Vertrauten Philipp Melanchton, der Langengrassauer Frank Gehrmann verkörpert den Wittenberger Stadtpfarrer und engen Luther-Freund Johannes Bugenhagen. "In größeren und kleinen Rollen spielen Mitglieder der Theaterloge und von Kirchengemeinden mit", sagt Kerstin Strauch. Gabi Schönig, Chefin der Theaterloge und gelernte Kostümbildnerin, sorge für die stilechten Gewänder. Chöre aus Golßen und Cahnsdorf sowie die Luckauer Kantorei und die Gießmannsdorfer Bläser begleiten den Vormittag musikalisch.

Das Spannende sei für sie, den historischen Figuren menschlich näher zu kommen, so Luckaus Pfarrerin. Katharina von Bora, die für Luther den großen Haushalt führte und alle Dinge des Alltags regelte, müsse eine Powerfrau gewesen sein, denkt sie.

"Aber auch ohne seine Weggefährten hätte Luther nicht so erfolgreich wirken können", ergänzt Volker Strauch. Der Reformator galt als streitbar und unverblümt. Pfarrer Strauch hingegen ist eher von sachlich-ausgleichendem Wesen. "Mein erstes heftiges Streitgespräch als Luther war schon eine Herausforderung", gibt er zu.

Das Ende ist ein Anfang

Wenngleich es diesmal um Luthers letzte Lebenstage geht, endet das Spiel hoffnungsvoll. Mit seinen Freunden stößt er darauf an, bald wohlbehalten bei Gott zu sein, sagt Volker Strauch.

Das Ende ist zudem ein Anfang für einen neuen Zyklus, der im nächsten Jahr mit Luthers Jugend beginnt und am 31. Oktober 2017, dem 500. Jahrestag der Reformation, an den Anschlag der 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche erinnern wird.

 

Zum Thema:
Nach einem Regionalgottesdienst um 10 Uhr in der Nikolaikirche wird Luthers Wirken in Spielszenen nacherlebbar, die über die Hauptstraße und den Marktplatz zur Kulturkirche sowie weiter zur Nordpromenade führen und an den Schlossberggewölben enden. Dort wird im Anschluss gegen 11.30 Uhr die Möglichkeit zum gemeinsamen Mittagsmahl geboten. Es wird Erbsensuppe kredenzt, ganz wie zu Zeiten des Reformators.