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Reformationstag 2015

Bilder vom Reformationstag 2015 in Luckau

 

LR 2.11.15    

Luther - Szenen eines Lebens

Theaterloge lässt in Luckau die Reformation der Kirche lebendig werden

Mit einem Regionalgottesdienst haben die Pfarrgemeinden Luckau, Luckau-Land, Golßen und Langengrassau den Reformationstag am Samstag begangen. An verschiedenen Orten der Stadt versetzten die Pfarrer und Mitglieder der Theaterloge Luckau die Besucher in die letzten Lebensjahre Martin Luthers.

 

Reformationstag 2015

Nach dem Gottesdienst in der Luckauer Nikolaikirche versetzten Mitglieder der Theaterloge Luckau die Zuschauer ins Jahr 1413 zurück. In jener Zeit zog Jan Hus – ein reformatorischer Vorgänger Luthers – als Wanderprediger durch Böhmen und verbreitete seine reformatorischen Gedanken in tschechischer Sprache im Volk, aus dem später die Hussitenbewegung hervorging. Foto: Keilbach/bkh1

 

Darin eingebettet waren zwei Szenen, die Einblick in das Wirken des tschechischen Predigers und Professors Jan Hus gaben. Er hatte bereits ein Jahrhundert früher die Missstände der Kirche angeprangert.

Von den hohen Herren des Domkapitels erfahre das Volk nicht die Wahrheit über Gott, werde vielmehr zu Völlerei und Trunkenheit verführt, dem Gelde das hohe Lied gesungen, brachte Thomas Worms die historische Figur des Jan Hus als Wanderprediger in Böhmen nahe. Worms ist in der Region bekannt als Geschäftsführer der Tourismus, Kultur und Stadtmarketing GmbH (TKS) in Lübben, aber auch Gemeindekirchenrat in Luckau und Mitglied der Theaterloge der Berstestadt. Als solches schlüpfte er in die Rolle des Wanderpredigers, der zu seiner Zeit dem Volk den Bibeltext in tschechischer Sprache vermittelte.

"Das Wort Gottes soll sich durchsetzen", lautete Hus' Forderung, mit der er sich gegen die Lehre wandte, die Autorität der Kirche stehe über der Bibel. Dafür wurde er der Ketzerei bezichtigt und am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Szene auf dem Marktplatz

Seine Gedanken wurden weiter diskutiert, wie die Szene auf dem Markt verdeutlichte. Dort diskutierten Studenten und Professoren der Prager Universität im Jahr 1450 Hus‘ Schriften.

Die heutige Freiheit aller Christen, selbst entscheiden zu können, wie sie ihren Glauben leben, machte der Langengrassauer Pfarrer Frank Gehrmann in der historischen Figur des Johannes Bugenhagen – zu Luthers Zeit Stadtpfarrer in Wittenberg – schon während des Gottesdienstes zum Thema. Nicht der Kirchgang mache den Christen aus, allein der Glaube sei laut Martin Luther ausschlaggebend. Daraus erwachse die Freiheit, die zugleich allen Brüdern und Schwestern gelte, die auf der Flucht seien vor Krieg und Pest. Denn es gehe darum, auch ihnen diese Tür zur Freiheit zu öffnen, nicht nur für sich selbst zu leben, sondern frei von Egoismus und "mit dem freien Willen zur guten Tat."

Luther selbst, dargestellt von Pfarrer Volker Strauch (Luckau-Land), schaute sich in Luckau um, begleitet von seinem engen Vertrauten und Freund Philipp Melanchthon, dargestellt von Pfarrer Martin Nikolitsch (Golßen) und seiner Frau Katharina von Bora, in deren Kleid Luckaus Pfarrerin Kerstin Strauch geschlüpft war. Vor der Kulturkirche trafen sie drei Nonnen, die einst mit Katharina aus dem Koster geflohen waren und es durchaus zu bescheidenem Wohlstand brachten. Vor den Schlossberggewölben sinnierte der bereits schwerkranke Luther mit seinen Freunden über den Tod und die Auferstehung am jüngsten Tag.

"Das Schauspiel war sehr anschaulich und hat Zusammenhänge aus der Geschichte wieder aufgefrischt", gab Thomas Parnack aus Golßen seinen Eindruck wieder. "Für mich war das Neuland, aber interessant, wie die Geschichte rübergebracht wurde. Die Pfarrer arbeiten gut zusammen", ergänzte seine Frau Peggy.

Lebendiger Glaube

Erstmals erlebten auch Mitglieder der Partnergemeinde Langengrassaus aus der Trinitatis-Kirchengemeinde im Rheinland das Reformationsschauspiel. "Ich bin beeindruckt, wie lebendig der Glaube gelebt wird und wie viele Menschen diesen Gottesdienst feiern", sagte Svetlana Winnekes. So eine eindrucksvolle Kirche habe er in Luckau nicht erwartet und sei ebenso beeindruckt wie sich alle Mitglieder der Gemeinden einbringen, fügte ihr Mann Wolfgang an. Für Manfred Repky und seine Frau Lisbeth aus Korntal bei Stuttgart war "es ganz neu und sehr schön, die Geschichte um Luther nochmal zu hören, da wir evangelisch-lutherisch in Franken groß geworden sind, doch es jetzt im Schwäbischen nicht mehr so die Rolle spielt." Schwiegertochter Sabine Repky gefiel, wie in der Predigt Geschichtliches mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik verbunden wurde. "Und das historische Ambiente der Stadt, die Kostüme und die Szenen, das hat gut zusammen gepasst", fügte sie an.

Zum Thema:
Am Reformationstag wurde das neunte Themenjahr der Lutherdekade im Plenarsaal des Europapalastes in Straßburg (Frankreich) eröffnet. Das Themenjahr widmet sich der Ausbreitung der Reformation über den Erdball und ihren bis heute spürbaren Auswirkungen. Damit soll die globale Dimension der Reformation in den Fokus gerückt werden. Seit 2008 bereiten die evangelischen Kirchen sowie Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam das Reformationsjubiläum 2017 vor. Mehr dazu unter: www.luther2017.de. bkh1