Schriftgröße:  normal  |   groß  |   größer
Brandenburg vernetzt
Als Favorit hinzufügen   Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

2019 Reformationstag - Vorschau

LR 28. Oktober 2019

 

Wie Luther nach Kronstadt kam

 

Reformationsspiel in Luckau mit Gästen aus Siebenbürgen. Auch Botschafter spielt mit.

Von Carmen-Sylvia Berg

 

„Hier spiele ich und kann nicht anders...“ Frei nach dem Luther-Wort werden am Reformationstag, 31. Oktober, wie jedes Jahr in Luckau Teile der Reformationsgeschichte unter freiem Himmel aufgeführt. Dabei erhalten die Akteure aus Kirchengemeinde und Stadt diesmal Unterstützung aus Siebenbürgen in Rumänien.

In der evangelischen Gemeinde der deutschen Minderheit in Kronstadt hatte Luckaus Pfarrer Martin Meyer für mehrere Jahre seine Wirkungsstätte. Doch nicht nur das verbindet. Martin Luther, Philipp Melanchthon und Johannes Bugenhagen, die drei großen Reformatoren, die in Luckau wirkten, waren maßgeblich auch an der Reformation in Kronstadt beteiligt. Wie es hüben und drüben dabei zuging, werden Szenen aus beiden Städten zeigen.

Die Siebenbürger Sachsen sind vor mehr als 800 Jahren aus dem Rhein-Moselgebiet dem Ruf des ungarischen Königs zur Ansiedlung im heutigen Rumänien gefolgt. „Sie lebten in freien Dörfern, schickten ihre Kinder nach Deutschland zum Studieren, hielten zur alten Heimat den Kontakt“, blickt Pfarrer Meyer in die Geschichte. Anfang des 16. Jahrhunderts habe der Universalgelehrte Johannes Honterus in Siebenbürgen die Reformation vorangebracht. Es habe einen regen Briefwechsel dazu gegeben. Wie Martin Meyer erzählt, finden sich im Archiv der Honterus-Gemeinde Handschriften von Luther und Melanchthon. Letzterer sei auch selbst in Kronstadt gewesen.

Im Theaterspiel schicken Luther, Melanchthon und Bugenhagen zwei junge Pfarrer nach Kronstadt, um die neue Lehre zu verbreiten. Die beiden, gespielt vom Luckauer Hardy Schulze sowie von der Kronstädter Pfarrerin Adriana Florea, treffen auf Honterus sowie auf den Stadtpfarrer, der am katholischen Glauben festhalten will.

Wie immer startet das Reformationsspiel mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der Nikolaikirche. Weiter geht es gegen 11 Uhr in szenischen Bildern über Markt, Mönchhof und Kutlurkirche zum Schlossberg, wo zum Ausklang ein heißes Mittagessen und Getränke auf Akteure und Zuschauer warten.

Die siebenbürgischen Rollen werden mit Vertretern der deutschen Minderheit aus Kronstadt besetzt. Der renommierte Bachchor aus Kronstadt bringt etwa bei Wirtshausszenen Volkslieder aus Transsilvanien zu Gehör. Für den einheimischen Part haben die Luckauer prominente Unterstützung an ihrer Seite. Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Werner Hans Lauk, der in Luckau wohnt, habe spontan spontan zugesagt, als Schauspieler mitzumachen. Er gibt beim Open Air den Luckauer Bürgermeister, verrät Pfarrer Meyer.

Die Predigt im Gottesdienst hält der Kronstädter Stadtpfarrer Christian Pleyer gemeinsam mit Martin Meyer. Der Bachchor aus Siebenbürgen begleitet mit der Luckauer Kantorei den Gottesdienst musikalisch.

Die Einladung der mehr als 30 Siebenbürger, allen voran des Bachchores, sei möglich geworden durch eine Kooperation von Kirchengemeinde und Stadt, finanziell unterstützt von der Sparkassenstiftung und weiteren Partnern. Die Gäste werden in Privatquartieren beherbergt und sollen unter anderem bei einer Kahnfahrt und bei einer Wanderung nach Wanninchen die Region näher kennenlernen. Außerdem wollen Luckauer und Siebenbürger unter dem Motto „Kosten, wie Europa schmeckt“ an einem Abend in der Küche der Grundschule Spezialitäten aus ihrer jeweiligen Heimat zubereiten. Die Küche in Siebenbürgen habe rumänische, ungarische und österreichische Einflüsse.